In Zeiten, in denen die Müllberge proportional zur Einwohnerzahl der menschlichen Bevölkerung wachsen, werden Themen wie die Vermeidung von Abfällen sowie die bessere Nutzung von Rohstoffen immer wichtiger. Wann immer von den knapper werdenden Rohstoffen gesprochen wird, fällt meist auch das Wort Recycling. Doch was bedeutet Recycling überhaupt? Recycling ist nichts anderes als die Wiederverwertung bzw. Wiederaufbereitung von Abfallprodukten zu Sekundärrohstoffen.
Die Abfälle werden entweder zu den Ausgangsmaterialien wieder verarbeitet oder zu anderen Produkten aufgearbeitet. Ziel ist dabei stets, Abfälle wieder nutzbar zu machen. Dadurch sollen auch Rohstoffe wieder verwertet werden, da diese auf der Erde begrenzt sind und daher nicht unendlich gefördert werden können. Damit soll auch der Wohlstand (gerade der westlichen) Bevölkerung langfristig gesichert werden, denn eine Ressourcenknappheit bedroht den selbigen. Schon jetzt steigen die Preise für Erdöl und Erdgas. Es bleibt also gar keine andere Wahl, als vorhandene Ressourcen effizienter zu nutzen, etwa durch Recycling.
Die aktuelle Recycling-Situation in Deutschland
Hier in Deutschland hat Recycling schon lange Tradition. Etwa 91 Prozent der Deutschen trennen ihren Abfall. Zusammen mit Südkorea, Slowenien, Österreich und Belgien zählt Deutschland zu den besten Recyclern der Welt. Dennoch werden hierzulande nur schätzungsweise 65 Prozent des Mülls tatsächlich recycelt. Acht Millionen Tonnen an Wertstoffen aus dem deutschen Haushaltsmüll werden hingegen nicht genutzt. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen wird immer noch zu viel Müll verbrannt, anstatt ihn zu recyceln, da die Verbrennung günstiger ist.
Gerade Restmüll wird hierzulande fast ausschließlich verbrannt. Lediglich die sogenannte Mineralschlacke wird recycelt und für den Straßenbau verwendet. Dafür werden nach der Verbrennung die Metalle herausgeholt. Zwar werden 55 Prozent des verbrannten Abfalls für die Erzeugung von Strom und Wärme genutzt, allerdings landen durch falsche Mülltrennung der Verbraucher auch viele „Abfallprodukte“ im Restmüll und werden verbrannt, wodurch etwa Gold und andere seltene Rohstoffe wie Platin, Monazit, Lanthanum oder Terbium einfach verloren gehen.
Plastikmüll sorgt weiterhin für Probleme
Diese Rohstoffe stecken etwa in Mobiltelefonen und Flachbildschirmen. Ein weiteres großes Problem, dass nicht nur in Deutschland, sondern überall auf dem Globus besteht, ist der Plastikmüll. Derzeit gelten hier in Deutschland nur 15 bis 20 Prozent des Plastikmülls als recycelbar, der Rest wird zu Ersatzbrennstoffen verarbeitet. Nach wie vor ist das Aufbereiten von Plastik teuer, weswegen es immer noch sehr häufig verbrannt wird.
Zusätzlich landet zu viel Plastik durch falsche Sortierung auf Deponien oder in der Müllverbrennung. Die Verpackungsverordnung hat immerhin dazu geführt, dass die Technologie zum Kunststoffrecycling möglich wurde. Da die Preise für Rohstoffe seit Jahren steigen, wird auch der Anreiz zu recyceln immer höher. Dennoch ändert das nichts an der Tatsache, dass die Müllmenge in Deutschland immer weiter wächst und der große Ressourcenverbrauch das größte Problem darstellt.
Ideen und Konzepte für ein verbessertes Recycling
Die Defizite in Sachen Recycling zeigen, dass selbst Deutschland als Vorreiter in Sachen Recycling noch einigen Nachholbedarf hat. Das Verpackungsrecycling beweist zwar die prinzipiell funktionierende Kreislaufwirtschaft und auch der grüne Punkt hilft dabei, natürliche Ressourcen zu schonen. Dennoch fällt die Recycling-Quote nach wie vor viel zu gering aus. Es wird leider nur recycelt, was auch wirtschaftlich ist.
Ein Umdenken kann also nur dann angeregt werden, wenn Recycling sich wieder mehr lohnt. Gerade in Ländern wie Chile und der Türkei landen 99 Prozent des anfallenden Mülls auf Mülldeponien. Hier ist Recycling nach wie vor ein Fremdwort. Dies könnte sich ändern, wenn gerade auch in den ärmeren Ländern mehr Anreize geschaffen werden, Müll umweltgerecht zu entsorgen und zu recyceln.
Diese Anreize fehlen auch in vergleichsweise reichen Ländern wie Deutschland zum Teil immer noch. Hier ist unter anderem die Politik in der Pflicht, die den Stoffen einen Preis geben muss, etwa in Form einer Ressourcensteuer, wie sie schon in England und Schweden praktiziert wird. Es gibt aber auch schon einzelne Individuen, die Ideen entwickelt haben, um mehr Anreize für Recycling zu bieten.
Zur Prägung des Begriffes Social Plastic
Einer von ihnen ist der Kanadier David Katz, der den Begriff des Social Plastic geprägt hat. Das Konzept dahinter ist, die Umwelt mit möglichst wenig bürokratischem Aufwand von Kunststoffabfällen zu befreien und gleichzeitig Menschen mit niedrigem finanziellem Einkommen zu unterstützen. Das funktioniert über eine Plastic Bank, wo Menschen herumliegendes Plastik abliefern können und dafür den Gegenwert des Kunststoffes ausgezahlt bekommen oder alternativ Internet-Zugang oder Strom-Kontingent zur Verfügung gestellt bekommen.
Die Plastic Bank kümmert sich dann um Recycling und Weiterverarbeitung des Plastiks. In Haiti und Peru funktioniert dieses Konzept bereits ganz gut. Auch das Cradle-to-Cradle-Konzept, das von dem Chemiker Michael Braungart entwickelt wurde, setzt sich für eine Welt ohne Müll ein. Cradle-to-Cradle bedeutet Kreislaufwirtschaft: Produkte werden aus recycelbaren Materialien hergestellt und bilden ihrerseits wieder den Rohstoff für neue Produkte.
Biologische, kompostierbare Stoffe
Dies wird möglich, indem alle Produkte als biologische oder technische Nährstoffe angelegt und mithilfe erneuerbarer Energien hergestellt werden, sodass auch CO2-Bilanzen kein Problem mehr darstellen. Dies impliziert, dass keines der Produkte mehr Giftstoffe enthalten darf und Stoffe wie Papier etwa biologisch und kompostierbar sein sollten. Cradle-2-Cradle bedeutet letztlich das Ende der Entsorgungskultur und ist damit effektiver Umweltschutz, für den die Natur selbst Pate steht. In der Praxis soll das so aussehen, dass der Konsument künftig nur noch für die Nutzung eines Gerätes bezahlen soll und das Produkt selbst nicht mehr erworben werden muss.
Dadurch werden Produzenten automatisch ein größeres Interesse daran haben, hochwertige Materialien zu verarbeiten und danach wieder zu verwerten, so die Idee. Allerdings beinhaltet auch dieses Konzept noch einige Fallstricke: Die Produktentwickler haben bisher noch Probleme, die richtigen Materialien zu finden. Bisher gibt es nur 40 C2C-zertifizierte Materialien, es müssen aber noch wesentlich mehr neu entwickelt werden. Die Entwicklung geeigneter Stoffe kostet allerdings viel Geld. Das Konzept bietet zwar einiges an Potenzial, muss allerdings erst noch weiterentwickelt werden.
Warum ist Recycling überhaupt so wichtig?
Ansteigende Müllberge und wachsende Rohstoffpreise zeigen, wie wichtig Recycling ist. Doch was für Verbesserungen sind tatsächlich bisher durch Recycling erreicht worden? Und wie sähe eine Welt gänzlich ohne Recycling aus? Recycling spart zum einen Energie. Recycling-Papier zum Beispiel benötigt nur halb so viel Energie und 66 Prozent weniger Wasser als anderes Papier. Auch bei Glas-Recycling wird 25 Prozent weniger Energie benötigt als bei der Herstellung von Glas aus Rohstoffen.
Das Recycling von Glas ist auch deshalb so ergiebig, da das eingeschmolzene Glas einer Flasche zu 100 Prozent wiederverwendet werden kann und dafür vergleichsweise wenig Energie aufgewendet werden muss. Insgesamt bedeutet Recycling einen geringeren Energieverbrauch, was CO2-Emissionen einspart und damit den Klimaschutz vorantreibt. Dafür gibt es auch belegbare Zahlen:
Laut dem BDE, dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V., konnte die Entsorgungswirtschaft durch Recycling seit 1990 46 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Recycling und Müllverbrennung sparen außerdem so viel Gas und Öl ein, wie die Einwohner einer Stadt der Größe Frankfurts am Main jährlich verbrauchen. All diese Beispiele zeigen bereits, dass durch Recycling weniger Rohstoffe benötigt werden.
Deutschland importiert den Großteil seiner Rohstoffe
Das ist vor allem in Deutschland von Vorteil, da es nur über wenige eigene Rohstoffe verfügt und diese erst teuer aus dem Ausland einführen muss. Recycling sichert also die Rohstoffversorgung und damit auch den Wohlstand, wobei es gleichzeitig die Umwelt und auch den Geldbeutel schont. Recycling steht also insgesamt für eine nachhaltige Entwicklung. Dass Umwelt und Klima überall auf der Welt nach wie vor enorm leiden, zeigt, dass einerseits immer noch zu viel Müll entsteht und andererseits immer noch viel zu wenig davon recycelt wird. Kaum zu glauben, aber ohne Recycling sähe es auf der Welt tatsächlich noch finsterer aus.
Die Verschwendung von Rohstoffen und die daraus resultierende Ausbeutung der Erde wären noch größer, Müllberge würden weiter anwachsen und auch die CO2-Emissionen würden durch Produktion und Transport weiter ansteigen. Das Deponieren von großen Müllbergen würde der Umwelt weiter zusetzen, da Müll auf Deponien nicht oder nur sehr langsam zerfällt. Durch den zunehmenden Abbau von Recycling würden noch mehr Ökosysteme verschwinden und es würden noch mehr Schadstoffe freigesetzt werden. Aus diesem Grunde bedeutet Recycling immer auch Natur- und Umweltschutz.
Recycling als Lösung aller Probleme?
Trotz aller Vorteile und der wachsenden Bedeutung von Recycling stellt es trotzdem nicht die Lösung aller Probleme dar. Leider scheint es sogar gerade in Deutschland so, als würden die Menschen sich immer weniger Gedanken über ihren rasch ansteigenden Konsum und den damit einhergehenden Müllanstieg machen. Frei nach dem Motto: Das meiste wird ja eh recycelt, wieso sollte ich meinen Konsum also einschränken?
Dabei wird allzu oft vergessen, dass nach wie vor bei weitem nicht alles an Müll recycelt wird und das Mülltrennung einen großen logistischen und finanziellen Aufwand darstellt, weswegen Müllvermeidung immer noch das oberste Prinzip sein sollte. In der Abfall-Hierarchie kommt Recycling aus gutem Grund erst an dritter Stelle nach Abfallvermeidung und Wiederverwendung von Stoffen. Es ist nach wie vor ein weitreichendes Umdenken der Gesellschaft erforderlich: Umwelt, Tier- und Naturschutz müssen wieder an Aufmerksamkeit gewinnen.
Dabei müssten Industrie und Verbraucher an einem Strang ziehen. Wenn Produkte vom Hersteller wieder so produziert würden, dass sie länger haltbar sind und Verbraucher auch gewillt wären, Produkte so lange wie möglich zu nutzen, wäre schon viel gewonnen. Recycling kann immer nur eine Teillösung des Problems sein. Am Ende des Tages muss sich jeder Mensch die Frage stellen, was wichtiger ist: Konsum und Bequemlichkeit oder der Schutz unseres Planeten für nachfolgende Generationen?