Die Zitronensaftkur – sauer macht gesund?

Sauer macht lustig, so lehrt uns ein altes Sprichwort. Aber macht sauer auch gesund? Die Heilsversprechen der Zitronensaftkur – auch Master Cleanse Diät genannt – klingen verlockend, die Umsetzung scheint einfach, die Vorteile unschlagbar. Doch Vorsicht – nicht für jedermann ist solch ein Ernährungsexperiment geeignet.

Hinweis: Bei diesem Beitrag handelt es sich nicht um eine fachmedizinische Beratung. Wir können Ihnen keine Heilversprechen vermitteln. Bitte konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen Ihren Arzt!

 

Zitrone, Pfeffer und Co. – Basics der Zitronensaftkur

 

Mit nur wenigen Zutaten soll der Körper in 10 Tagen entgiftet werden. Als schöner Nebeneffekt purzeln angeblich überschüssige Kilos. Bereits in den 1940er Jahren von Stanley Burroughs entwickelt, war das ursprüngliche Ziel dieser Diät die Behandlung von hartnäckigen Magengeschwüren. 1976 veröffentlichte Burroughs das Buch „The Master Cleanser“, in dem er die Zitronensaftkur als Mittel gegen allerlei Krankheiten, aber auch als Möglichkeit zum Abnehmen präsentierte.

Bis heute gibt es eine große Schar an begeisterten Anhängern dieses Konzepts. Doch was steckt nun tatsächlich hinter den verlockenden Versprechungen? Es ist eine Vielzahl von Rezepten im Umlauf, die mit der Master Cleanse Diät in Zusammenhang stehen sollen. Allerdings gibt es nur ein ganz simples Original-Rezept.

Man nehme: 2 EL Zitronen- oder Limettensaft, 2 EL Ahornsirup, 1/10 TL Cayennepfeffer und 300 ml warmes oder kaltes Wasser. Diese Zutaten werden vermischt. Verteilt über einen ganzen Tag werden nun 6 bis 12 Gläser à 200 ml dieses Gemisches getrunken. Es wird empfohlen, die Anwendung zumindest 10 Tage lang durchzuführen. Weitere Informationen zur Zitronensaftkurz gibt es hier auf regenbogenkreis.de.

 

Die Ingredienzien

 

Die Zitrone ist schon lange Zeit als gesunde, heilsame Frucht bekannt. Ihr hoher Vitamin-C-Gehalt ist buchstäblich in aller Munde. Zitronen weisen außerdem einen hohen Kalium-Wert auf, der insbesondere für Nerven, Muskeln und Herz unterstützende Vorgänge begünstigt. Zitronensaft wirkt nachweislich antibakteriell und verdauungsfördernd. Zu den weiteren erstrebenswerten Effekten zählt die Förderung der Urinproduktion und das hohe Entgiftungspotenzial der Südfrucht. Die erhöhte Urinproduktion begünstigt die Ausscheidung von Schadstoffen im menschlichen Körper.

Zitronen werden häufig in der Kosmetik eingesetzt, zum Beispiel zur Haarpflege oder zur Bekämpfung von Hautunreinheiten. Purer Zitronensaft enthält Enzyme, die die körpereigene Bildung von Kollagen unterstützen. Da das Vitamin C in der Zitrone auch als Fänger von sogenannten freien Radikalen aktiv ist, bezeichnet man dieses gerne als Antioxidant. Nicht zuletzt wirken die ätherischen Öle der Zitrone nachweislich als Stimmungsaufheller. Der Ahornsirup ist eine besonders interessante Zutat. Der Saft des Zucker-Ahorns enthält zahlreiche Mineralstoffe, Kohlenhydrate und natürlichen Zucker.

Somit ist Ahornsirup eine perfekte Ergänzung für jede Fastenkur, da er für einen stabilen Kreislauf und Stoffwechsel sorgt. Zu guter Letzt noch ein Blick auf den Scharfmacher des Rezepts – den Cayennepfeffer. Der Pflanzenstoff Capsaicin sorgt für die charakteristische Schärfe und kann erfreulicherweise noch sehr viel mehr. Capsaicin löst organische Verspannungen, regt die Verdauung an, unterstützt die Leber bei der Entgiftung und erhöht die Fettverbrennung während einer Diät. Ein wahrer Alleskönner also, der vor allem vor häufigen Nebenwirkungen von Fastenkuren schützen soll.

 

Ablauf der Zitronensaftkur

 

Die Zitronen-Diät beginnt mit zwei Entlastungstagen. Das bedeutet eine Reduktion der täglichen Nahrungsaufnahme. Idealerweise werden nur vegane oder vegetarische Lebensmittel konsumiert. Es folgt eine Darmreinigung, um den Darm von schädlichen Bakterien und Giften zu befreien. Dieser Zweck scheint in wissenschaftlichen Kreisen sehr umstritten zu sein. Es gibt keine Hinweise darauf, dass durch reduzierte Nahrungsmengen die Zersetzungsprozesse im Darm beschleunigt und verstärkt würden, wie es die Anhänger von Master Cleanse behaupten.

Nach der im Anschluss abgehaltenen Anwendung mit der bereits oben beschriebenen Rezeptur, fängt man über drei bis vier Tage langsam wieder an, seine Ernährung auf feste Lebensmittel umzustellen. Wichtig ist die rasche Aufnahme von Eiweiß und leichten Kohlenhydraten, um wieder zu Kräften zu kommen. Eiweißshakes, ein leichtes Haferporridge und gedünstete Äpfel wären Varianten zum Start des Fastenbrechens. Um seine Kur immer im Griff zu haben kann man dafür ein eigenes Tagebuch schreiben. Ein Reisetagebuch eignet sich ideal auch als Diat- oder Kurtagebuch.

 

Ein kritischer Blick auf die Zitronensaftkur

 

Ernährungswissenschaftler und Schulmediziner sehen die Master Cleanse Diät zum Großteil kritisch. Besonders das Ansinnen vieler Anwender, möglichst rasch und radikal abzunehmen, scheint viele gesundheitliche Risiken zu bergen. In erster Linie wird die Einseitigkeit der Kur kritisiert, da Verzicht auf zahlreiche lebenswichtige Nährstoffe erhebliche gesundheitliche Nachteile mit sich bringen kann. Über den Zeitraum der Anwendung ist der Körper einem gravierenden Mangel ausgesetzt, Ihm werden fast ausschließlich die Kohlenhydrate aus dem Ahornsirup – also Zucker – zugeführt.

Die vorhandenen Mengen an Vitaminen und Mineralstoffen, die der Sirup ebenfalls enthält, reichen nicht einmal ansatzweise, um den täglichen Bedarf eines gesunden Menschen zu decken. Über einen Zeitraum von 10 Tagen muss der Körper auf Spurenelemente, Ballaststoffe, komplexe Kohlenhydrate, essentielle Fette und viele Vitamine und Mineralstoffe verzichten. In diesem Reigen an heftigen Nebenwirkungen für die Gesundheit des Körpers wird oft eine scheinbare Nebensächlichkeit vernachlässigt.

Säure und Zucker senken den pH-Wert im Mund nachhaltig. Die Folge können schwere Schäden am Zahnschmelz sein. Menschen, die von Haus aus mit Zahnproblemen zu kämpfen haben, sollten sich dieser Problematik besonders bewusst sein. Jedenfalls sollte nach jeder einzelnen Anwendung der Mund gründlich mit Wasser gespült werden. Um den Magen zu entlasten, kann außerdem ein Glas Wasser nachgetrunken werden.

 

Die Vorteile der Zitronensaftkur

 

Bis heute können wissenschaftliche Techniken die Einlagerung von Schlacken und Giftstoffen im Körper nicht nachweisen. Somit ist das Konzept der Entschlackung, beziehungsweise der Entgiftung nicht schulmedizinisch anerkannt. Einige Studien zeigen allerdings erfreuliche Erfolge bei den diversen Fastentherapien, etwa bei Arthritis und bei chronischen Schmerzerkrankungen. Wer sich also gerne auf Entschlackungskuren einlassen möchte und den möglichen Wirkungen der Anwendungen positiv entgegenblickt, wird auch mit der Zitronensaftdiät erfolgreich sein.

Sie stellt ganz sicher eine interessante Möglichkeit zur Entlastung des Körpers dar. Sie muss allerdings mit großer Behutsamkeit durchgeführt werden. Ein besonderes Augenmerk soll auf die Folgeernährung gelegt werden. Nach der Kurperiode wieder in alte, schlechte Ernährungsmuster zurückzufallen, mindert die möglichen Effekte. Abgeschwächte Varianten der Zitronensaftkur, etwa die Zitronen-Knoblauch-Kur, können ebenfalls positive Folgewirkungen haben.

Sie reduzieren jedoch die Nachteile und Risiken maßgeblich. Der hohe Vitamin-C-Gehalt, die wertvollen Mineralstoffe des Ahornsirups und die Inhaltsstoffe des Cayennepfeffers schaden dem Körper keinesfalls. Sie tragen zu einer Stärkung des Immunsystems und zum Schutz der Zellen bei. Achtet man auf die Reaktionen seines Körpers mit erhöhter Achtsamkeit, können die positiven Aspekte sicherlich überwiegen.

 

Die Nachteile der Zitronensaftkur

 

Einige Nachteile wurden bereits bei den kritischen Aspekten weiter oben beleuchtet. Weitere sollen hier noch genannt sein. Die hohe Konzentration an Zitronensäure kann möglicherweise die gesunde Darmflora stören und so zu Verdauungsproblemen führen. Ähnliches gilt für den oberen Verdauungstrakt. Angegriffene Magenwände führen zu Schmerzen und Krämpfen. Ein unerwünschter Begleiter der Diät ist der gefürchtete Jo-Jo-Effekt. Bei der Rückkehr zu einem erhöhten Kalorienkonsum lagert der Körper in Erinnerung an die Mangelzeit einen erhöhten Anteil an Fett ein.

Um diesem Effekt gegenzusteuern, empfiehlt sich eine äußerst behutsame und kalorienarme Rückkehr zur „festen“ Ernährung. Der erhöhte Harndrang, der zur Entgiftung des Körpers beiträgt, kann den Alltag des Fastenden unangenehm beeinflussen. Die Diät während seiner Urlaubstage durchzuführen, ist folgerichtig die einzige Möglichkeit, um solchen Problemen aus dem Weg zu gehen.

 

Fazit

 

„Wasser, Zitrone, Ahornsirup und Cayennepfeffer machen schlank, schön und glücklich.“ Diesen Satz kann man getrost als Diät-Irrtum ad acta legen. Es ist nun so, dass der menschliche Körper so oder so regelmäßig die Stoffe ausscheidet, die er nicht benötigt. Außerdem gibt es keine Fettverbrennung zum Nulltarif. Bewegung und gesunde Lebensmittel machen uns schlanker und gesünder. Stellt man Vor- und Nachteile der Zitronensaftkur nebeneinander, so erscheint dieses Unterfangen absolut nicht risikolos zu sein.

Es empfiehlt sich, die Zitrone als hochwertigen Energielieferanten zu betrachten, als erfrischende Beigabe zu Getränken und Speisen und als vorsichtig eingesetzte Ergänzung in gesundheitsfördernden Fastenperioden. Eine Variante der Zitronensaftkur mit ergänzten Nährstoffen und einer eventuell verkürzten Anwendung kann auch durchaus einen Versuch wert sein. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit frischen, natürlichen Zutaten bleibt noch immer die Basis für einen gesunden Körper und einen wachen Geist.